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PraxisfallRezessionsdeckung mit Schleimhauttransplantat
| Rezessionen können sowohl bei guter als auch bei schlechter Mundhygiene entstehen. Sie stellen häufig für die Patienten ein ästhetisches Problem dar oder gehen mit Überempfindlichkeiten der Zähne einher, was gleichzeitig die beiden Hauptindikationen für deren Behandlung darstellt. Wir stellen Ihnen einen Behandlungsfall vor. |
Der Behandlungsfall
Eine 44-jährige Patientin klagt in der Erstuntersuchung über Zahnfleischrückgang der Unterkieferfrontzähne mit Hypersensibilität an Zahn 31. Die extraorale Untersuchung war unauffällig, intraoral zeigte sich bei lediglich fehlenden Weisheitszähnen ein kariesfreies Gebiss. An Zahn 41 wurde eine Rezession der Miller Klasse I, an Zahn 31 der Miller Klasse II diagnostiziert. Eine traumatische Putztechnik (horizontales Schrubben mit harter Zahnbürste), ein dünner fragiler Gingivatyp und die Zahnfehlstellung von Zahn 31 nach fazial konnten als Ursache ermittelt werden.
Die Therapieplanung
Nach gemeinsamer Erörterung mit der Patientin ist eine Rezessionsdeckung der Zähne 31 und 41 bei vorausgehender Hygieneunterweisung, Putztraining und einer PZR vorgesehen.
Privatvereinbarung bei gesetzlich Versicherten
Laut der Behandlungsrichtlinie (Abschnitt B. V. „Behandlung von Parodontalerkrankungen außerhalb der systematischen Behandlung von Parodontitis und anderer Parodontalerkrankungen“) gehört die „Behandlung der Rezessionen, des Fehlens keratinisierter Gingiva und der verkürzten angewachsenen Schleimhaut“ nicht zur vertragszahnärztlichen Versorgung. Alle Leistungen, die im Rahmen der Therapie erbracht werden, sind von gesetzlich Versicherten privat zu leisten. Eine Privatvereinbarung gemäß § 8 Abs. 7 BMV-Z ist mit dem Patienten schriftlich vor Behandlungsbeginn zu treffen.
Der private Therapieplan
Bei gesetzlich Versicherten sind eine Basisuntersuchung, die Röntgenaufnahmen, der PSI und die Zahnsteinentfernung nach BEMA zu berechnen, wenn dafür eine medizinische Notwendigkeit besteht und die Abrechnungsbestimmungen eingehalten sind. Alle Leistungen, die im Zusammenhang mit einer Rezessionsdeckung stehen, sind nach GOÄ und GOZ zu berechnen. Ob Fotografien und/oder digital bzw. analog gefertigte Planungsmodelle erforderlich sind, ist individuell zu entscheiden. Die notwendigen Leistungen sind sowohl inhaltlich als auch im Gebührensatz dem jeweiligen Patientenfall anzupassen.
Region | Nr. | Leistungsbeschreibung Kurzform | Faktor | Anz. | E-Preis* | Betrag* |
4000 | Parodontalstatus | 2,3 | 1 | 20,70 | 20,70 | |
OK, UK | 6000a | Digitale Fotos intraoral vor Rezessionsdeckung entsprechend Nr. 6000 GOZ Profil- oder Enfacefotografie | 2,3 | 6 | 10,35 | 62,10 |
0065 | Digitale Abformung | 2,3 | 4 | 10,35 | 41,40 | |
0060 | Planungsmodelle inkl. Auswertung | 2,3 | 1 | 33,63 | 33,63 | |
Ä3 | Beratung (mehr als 10 Min.) | 2,3 | 1 | 20,11 | 20,11 | |
Ä5 | Symptombezogene Untersuchung | 2,3 | 1 | 10,72 | 10,72 | |
0030 | Heil- und Kostenplan | 2,3 | 1 | 25,87 | 25,87 | |
1000 | Mundhygienestatus | 2,3 | 1 | 25,87 | 25,87 | |
17–47 | 1040 | PZR | 2,3 | 28 | 3,62 | 101,36 |
1010 | Mundhygienekontrolle | 2,3 | 1 | 12,94 | 12,94 | |
17–47 | 4060 | Kontrolle nach Entfernung harter und weicher Zahnbeläge oder PZR | 2,3 | 28 | 0,91 | 25,48 |
Ä1 | Beratung | 2,3 | 1 | 10,72 | 10,72 | |
Ä5 | Symptombezogene Untersuchung | 2,3 | 1 | 10,72 | 10,72 | |
Gaumen, 31, 41 | 0080 | Oberflächenanästhesie | 2,3 | 2 | 3,88 | 7,76 |
38, 48 | 0100 | Leitungsanästhesie | 2,3 | 2 | 9,05 | 18,10 |
Gaumen, 31, 41 | 0090 | Infiltrationsanästhesie | 2,3 | 4 | 7,76 | 31,04 |
32–42 | 4050 | Entfernung harter und weicher Zahnbeläge an einem einwurzeligen Zahn | 2,3 | 4 | 1,29 | 5,16 |
32–42 | 4070 | Entfernung subgingivaler Konkremente an einem einwurzeligen Zahn | 2,3 | 4 | 12,94 | 51,76 |
32–42 | 4130 | Schleimhauttransplantat | 6,6 | 1 | 66,82 | 66,82 |
31–41 | 3240 | Vestibulumplastik | 4,2 | 1 | 129,92 | 129,92 |
0510 | OP-Zuschlag | 1,0 | 1 | 42,18 | 42,18 | |
Ä2700 | Verbandsplatte | 2,3 | 1 | 46,92 | 46,92 | |
Gaumen, 32–42 | 3290 | Wundkontrolle | 2,3 | 2 | 7,11 | 14,22 |
Gaumen, 32–42 | 3300 | Nachbehandlung | 2,3 | 2 | 8,41 | 16,82 |
Gaumen | 3290 | Wundkontrolle | 2,3 | 1 | 7,11 | 7,11 |
Zwischenhonorar | 839,43 | |||||
Laborkosten für die Verbandsplatte | 1 | – | ca. 100 | |||
Anästhetikum | 4 | 0,91 | 3,64 | |||
Atraumatische Naht | 1 | 6,72 | 6,72 | |||
*in Euro | Gesamtbetrag | 949,79 |
Die Schleimhauttransplantation
Der Leistungstext der Nr. 4130 GOZ lautet: „Gewinnung und Transplantation von Schleimhaut, gegebenenfalls einschließlich Versorgung der Entnahmestelle, je Transplantat.“ Die Leistung umfasst somit die Entnahme der Schleimhaut, die Vorbereitung des Transplantatbettes, das Einbringen des Transplantates mit Befestigung sowie die primäre Wundversorgung der Entnahme- und Transplantationsstelle. Die Bewertung dieser chirurgischen Maßnahme ist mit 180 Punkten allerdings viel zu niedrig dotiert. Bei Ermittlung der benötigten Arbeitszeit wird bewusst, dass diese Maßnahme in der Regel nur mit einer Vereinbarung der Gebührenhöhe gemäß § 2 Abs. 1 und 2 GOZ zu erbringen ist. Prüfen Sie daher den Zeitbedarf und die Höhe Ihrer Honorarstunde, um für die Therapieplanung einen realen Wert zugrunde zu legen.
Die Vestibulumplastik
Der Leistungstext der Nr. 3240 GOZ lautet: „Vestibulumplastik oder Mundbodenplastik kleineren Umfangs, auch Gingivaextensionsplastik, je Kieferhälfte oder Frontzahnbereich, für einen Bereich bis zu zwei nebeneinander liegenden Zähnen, ggf. auch am zahnlosen Kieferabschnitt.“ Die Leistung kann sowohl der Verbesserung des Weichteillagers im Rahmen einer präprothetischen Maßnahme dienen als auch bei parodontalchirurgischen Maßnahmen (z. B. zur Verbreiterung der fixierten Gingiva) notwendig sein. Bei 550 Punkten kann bei einem 2,3-fachen Gebührensatz ein Honorar in Höhe von 71,15 Euro erzielt werden, bei einem 3,5-fachen Gebührensatz 108,27 Euro. Prüfen Sie insbesondere auch hier Ihren Honorarbedarf.
Die Verbandsplatte
Eine Verbandsplatte ist nicht bei jeder Schleimhauttransplantation aus dem Gaumen erforderlich. Bei medizinischer Notwendigkeit kann diese nach analoger oder digitaler Abformung im praxiseigenen oder gewerblichen Dentallabor gefertigt werden. Die Herstellungskosten betragen ca. 85–130 Euro zzgl. Abformmaterial.
Postoperatives Vorgehen und Verlauf
Die Patientin wurde unterwiesen, keinesfalls den operierten Bereich mit der Zahnbürste zu putzen; lediglich CHX-Spülungen mehrfach täglich waren erlaubt. Der operierte Bereich sollte nicht mechanisch beansprucht und Lippe und Wange nicht angespannt werden. Ein vorsichtiges Zähneputzen mit einer weichen Zahnbürste wurde erst nach ca. 2 Wochen vorgenommen, die Reinigung des Interdentalraumes erst nach 4 Wochen. Es erfolgten Nachkontrollen einen Tag postoperativ sowie die Nahtentfernung am Gaumen nach 7 Tagen. Die Nähte im Bereich der Rezessionsdeckung wurden nach 14 Tagen entfernt. Der postoperative Verlauf war unauffällig. Es waren keine Infektionen, Abszesse, Nekrosen oder Verluste des Schleimhauttransplantates zu beobachten. Es konnten weder Narbenbildungen noch erhöhte Sondierungstiefen im Bereich des eingebrachten Schleimhauttransplantates festgestellt werden.
Ergebnis und Folgetherapie
Durch die angewandte plastische Mukogingivalchirurgie in mikrochirurgischer Operationstechnik ließ sich das Volumen des vestibulären und interdentalen Weichgewebes vergrößern. Dadurch wurde in regio 41 eine komplette vestibuläre Deckung der Gingivarezessionen und Dehiszenzen erzielt. In Regio 31 konnte eine partielle Deckung der Rezession erreicht werden. Das PZR-Recall wurde bei diesem Befund halbjährlich definiert.
AUSGABE: PA 2/2024, S. 8 · ID: 49822573