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WurzelresorptionPraxisfall: Verschluss einer externen zervikalen Resorption (ICR)
| Bei einer Wurzelresorption handelt es sich um die Auflösung bzw. den Abbau von Zahnhartsubstanz im Wurzelbereich. Während die Resorption der Wurzeln bei Milchzähnen – bevor sie ausfallen – ein völlig normaler Prozess ist, stellt sich die Wurzelresorption bei bleibenden Zähnen stets als pathologisches Geschehen dar. Die Ursachen können vielfältig sein und nicht immer geklärt werden. Es kommen traumatische Verletzungen, kieferorthopädische Krafteinwirkungen oder auch bakterielle Infektionen infrage. |
Externe und interne Wurzelresorptionen
Zunächst gilt es festzustellen, in welchem Bereich der Wurzel sich die Resorption befindet und wie weit der Zerstörungsgrad fortgeschritten ist. Pathologische Wurzelresorptionen werden nach ihrer Lokalisation in
- interne – vom Endodont ausgehende – und
- externe – von der Wurzeloberfläche ausgehende – Resorptionen eingeteilt.
Im Folgenden wird die Behandlung einer externen zervikalen Wurzelresorption anhand eines Abrechnungsbeispiels erläutert.
Die invasive externe Wurzelresorption und ihre Klassifikation
Externe zervikale Resorptionen werden oftmals bei Vorsorgeuntersuchungen entdeckt; denn ihr Fortschreiten verläuft in der Regel symptomlos. Sie treten als klinisch tastbare Läsionen im zervikalen Bereich auf und enthalten Granulationsgewebe, das sich schnell ausbreitet und dabei großräumige Defekte verursacht. Die Zerstörung der Zahnhartsubstanz erfolgt dreidimensional und verläuft entlang der Pulpa. Es bildet sich perikanaläres Dentin – Pericanalar Resorption Resistant Sheet (PRRS) –, welches in der Regel die Pulpa bis zum weiträumigen Fortschreiten der Resorption schützt.
Externe Wurzelresorptionen werden abhängig von ihrer Ausdehnung in vier Klassen eingeteilt (Klassifikation invasiver zervikaler Resorptionen nach Heithersay [Quelle: s. unten]).
- Klasse I: kleiner Resorptionsdefekt am Zahnhals; flache Dentin-PenetrationEinteilung des Schweregrads der Resorption in vier Klassen
- Klasse II: Resorptionsdefekt gut abgrenzbar nahe der koronalen Pulpakammer (Zahnmarkkammer); Wurzeldentin (Wurzelzahnbein) nur wenig betroffen
- Klasse III: tiefere Durchwanderung des Dentins; Resorptionsgewebe reicht bis ins koronale Wurzeldrittel
- Klasse IV: großer invasiver Prozess, über das koronale Wurzeldrittel hinaus nach apikal reichend
Fall an Zahn 11: Behandlung einer externen zervikalen Resorption (Klasse 2) ohne Pulpabeteiligung
Um das Ausmaß der Resorption, die exakte Lage und damit die Prognose des Zahnes einzuschätzen zu können, wird ein Dentale digitale Volumentomographie (DVT) angefertigt. Ziel der Therapie ist die Erhaltung des Zahnes.
Behandlungsablauf
Nach eingehender Untersuchung einschließlich diagnostischer Maßnahmen, ausführlicher Beratung, Information und Aufklärung des Patienten (PKV) über Behandlungsmöglichkeiten bzw. -alternativen wird die Therapie – mit Einverständnis des Patienten – in der Folgesitzung durchgeführt.
Geplante Leistungen | |||
Sitzung | Zahn/Region | Leistungstext | GOZ-Nrn. |
1. | Eingehende Untersuchung | 0010 | |
Beratung | Ä1 | ||
11 | Vitalitätsprüfung | 0070 | |
OK/UK | Erhebung Gingivalindex (SBI) | 4005 | |
11 | Röntgenaufnahme | Ä5000 | |
11 | Digitale Volumentomographie (DVT) | Ä5370 | |
Zuschlag computergesteuerte Analyse | Ä5377 | ||
OK/UK | Schriftlicher Heil- und Kostenplan | 0030 | |
2. | 13–23 | Oberflächenanästhesie | 0080 |
12–21 | Infiltrationsanästhesie (plus Anästhetikum) | 3x 0090 | |
11 | Lappenoperation mit Defektkürettage (plus atraumatisches Nahtmaterial) | 4090 | |
11 | Zuschlag bei ambulanter Durchführung operativer Leistungen | 0500 | |
11 | ggf. Zuschlag für die Anwendung eines Operationsmikroskops | 0110 | |
11 | ggf. Zuschlag für die Anwendung eines Lasers | 0120 | |
11 | Verschluss des externen Wurzeldefektes mittels Mineral Trioxide Aggregate (MTA) | Analog § 6 GOZ Abs. 1 | |
11 | Schwierige Hautlappenplastik zur Weichgewebsrekonstruktion | Ä2382 | |
3. | 11 | Wundkontrolle | 3290 |
4. | 11 | Wundkontrolle | 3290 |
11 | Nachbehandlung/Nahtentfernung | 3300 | |
Unter Anästhesie wird der Zugang zum Defekt/zur Eintrittsstelle über eine Lappenoperation geschaffen. Anschließend erfolgt die Entfernung des entzündlichen Gewebes und der Verschluss des Defektes mittels Mineral Trioxid Aggregat (MTA) sowie die abschließende Weichgewebsrekonstruktion durch eine Hauptlappenplastik.
Ggf. findet der Eingriff unter Anwendung eines OP-Mikroskops und/oder eines Lasers statt. In diesem Fall können die entsprechenden Zuschläge nach den Nrn. 0010/0120 GOZ zusätzlich berechnet werden.
Der Verschluss des externen Wurzeldefektes mittels MTA ist nicht als berechnungsfähige Leistung in der GOZ abgebildet. Als notwendige selbstständige Leistung erfolgt die Berechnung analog gemäß § 6 Abs. 1 der GOZ. Auf eine für den Patienten verständliche Beschreibung der Leistung sollte geachtet werden.
Perspektive
Da bei externen zervikalen Resorptionen die Ausbreitung entlang der Pulpa verläuft, versucht man die Vitalität des Zahnes zu erhalten. Bei pulpennahen Defekten kann jedoch eine indirekte bzw. bei Eröffnung des Pulpenkavums eine direkte Überkappung notwendig werden. Sollte der resorptive Prozess weiter fortschreiten – unter Beteiligung der Pulpa –, ist eine Wurzelkanalbehandlung nicht zu umgehen.
Externe Wurzelresorption – auch bei der Behandlung mit Alignern? |
Einer Metaanalyse chinesischer Wissenschaftler zufolge können bei der kieferorthopädischen Behandlung mit den immer beliebter werdenden Alignern auch externe Wurzelresorptionen auftreten. Die Erkenntnisse aus drei Studien deuten darauf hin, dass sich das Auftreten einer Wurzelresorption auch bei der Behandlung mit Alignern nicht vermeiden lässt. Sowohl die Inzidenz als auch der Schweregrad der Wurzelresorption zeigte sich hier jedoch im Vergleich zu einer Behandlung mit festsitzenden Apparaturen weniger ausgeprägt. [1] Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine Studie der University of Connecticut: Weder die Bracket- noch die Aligner-Technik führt zu einer klinisch signifikanten Wurzelresorption (1 mm) der oberen Schneidezähne. Auch hier zeigen die Aligner eine signifikant niedrigere externe Wurzelresorption. [2]
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- Heithersay GS: Invasive cervical resorption. Endodontic Topics 7, 73-92 (2004); doi.org/10.1111/j.1601-1546.2004.00060.x.
- S2k-Leitlinie „DVT“ aktualisiert ZR 02/2023, Seite 16
- Wurzelbehandlung im Milchgebiss – ein Praxisfall (PA 07/2020, Seite 6)
- DVT und Kostenerstattung (PA 02/2023, Seite 14)
- Kürzung einer notwendigen DVT – so bewirken Sie eine Nacherstattung für den Patienten (PA 03/2021, Seite 5)
- Musterschreiben: DVT-Kostenstruktur und Kostenübernahme (Abruf-Nr. 49015177)
AUSGABE: PA 3/2023, S. 8 · ID: 49018907