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MitarbeiterzufriedenheitDie Mitarbeiterzufriedenheit ist der Schlüssel zum Erfolg

Abo-Inhalt16.01.20256 Min. LesedauerVon Zach Davis, Buchholz

| Eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit hat zahlreiche Vorteile – u. a. ein gutes Betriebsklima, niedrigere Fluktuation, höhere Motivation und weniger Ineffizienz. Doch wie viel Einfluss hat man als Führungskraft, und wie lässt sich das mit überschaubarem Aufwand positiv beeinflussen? Wie entsteht Mitarbeiterzufriedenheit und welchen Einfluss hat die Führungskraft in der Kanzlei darauf? Wo beginnt und endet die Verantwortung der Entscheider? Lässt sich Zufriedenheit überhaupt messen, und wenn ja, wie kann man das effizient und valide umsetzen? Welche Maßnahmen lassen sich daraus ableiten? Diese Fragen werden in diesem Beitrag behandelt. |

Führungskräfte: Verantwortung und aktives Handeln

Beginnen wir mit dem Aspekt der Verantwortung, und hier möchte ich meine eigene Sichtweise deutlich machen: Ich bin überzeugt, dass es die Aufgabe der Führungskräfte ist, optimale Rahmenbedingungen zu schaffen. Die Leitung der Kanzlei – und bei Bedarf auch die Teamleitung – muss aktiv Probleme wahrnehmen, ansprechen und lösen. Dies ist beispielsweise besonders wichtig, wenn klar erkennbar ist, dass es jemandem nicht gut geht, die Position nicht zur Person passt, jemand überfordert ist oder wenn Unzufriedenheit direkt oder indirekt signalisiert wird.

Mitarbeitende: individuelle Verantwortung

Dennoch liegt es in der Pflicht der Mitarbeitenden, die bereitgestellten Rahmenbedingungen sinnvoll zu nutzen. Wie jemand mit seinen eigenen Gefühlen umgeht, ist dessen persönliche Verantwortung. Wenn das Verhalten einer Person so unberechenbar ist, dass das Team darunter leidet, kann dies in der Regel nicht der Führungskraft zugeschrieben werden. Dennoch sollte die Führungskraft in solchen Fällen nicht untätig bleiben, denn es betrifft das Arbeitsumfeld, das für alle anderen im Team entscheidend ist. Für dieses Umfeld trägt die Führungskraft wiederum eine wesentliche Mitverantwortung.

Die fünf Sprachen der Wertschätzung

Ein zentraler Aspekt der Mitarbeiterzufriedenheit ist das Erkennen und Ansprechen der individuellen Bedürfnisse jedes Mitarbeiters. Die fünf Sprachen der Wertschätzung bieten hierbei einen wertvollen Ansatz. Menschen sind unterschiedlich in Bezug auf die bevorzugte Art, Wertschätzung zu empfangen – sei es durch Worte der Anerkennung, gemeinsam verbrachte Zeit, kleine Aufmerksamkeiten, Hilfsbereitschaft. Was für den einen ansprechend ist, muss für den anderen nicht die gleiche Wirkung haben. Während manche auf Lob und Anerkennung durch Worte besonders positiv reagieren, fühlen sich andere durch praktische Unterstützung oder kleine Gesten wertgeschätzt.

Führungskräfte sollten also die bevorzugten Formen der Wertschätzung ihrer Mitarbeitenden kennen, um individuell darauf eingehen zu können. Dies trägt erheblich zur empfundenen Wertschätzung im Arbeitsumfeld bei.

Wie man Zufriedenheit im Team misst

Die Zufriedenheit von Mitarbeitenden lässt sich durchaus messen, auch wenn einige Führungskräfte meinen, dass dies durch Jahresgespräche oder regelmäßige Alltagsgespräche überflüssig sei. Dennoch gibt es viele gute Gründe, ab einer Teamgröße von etwa fünf Mitarbeitenden gezielt durch Umfragen die Zufriedenheit zu ermitteln, da man dabei oft zusätzliche und wertvolle Informationen erhält.

In der Praxis ergeben sich häufig vier Szenarien, basierend auf der Einschätzung der Führungskraft und dem tatsächlichen Ergebnis der Messung. Die Führungskraft glaubt, dass die Zufriedenheit:

  • hoch ist und das trifft tatsächlich zu (Szenario 1)
  • hoch ist, aber es trifft nicht zu (Szenario 2)
  • gering ist, obwohl die Zufriedenheit eigentlich hoch ist (Szenario 3)
  • gering ist und damit recht hat (Szenario 4)

Szenario 1 ist offensichtlich der Idealfall. Das zweite Szenario 2 ist kritisch, da es ein unerkanntes Problem darstellt. Szenario 3 ist zwar kein faktisches Problem, jedoch emotional enttäuschend für die Führungskraft. Szenario 4 bestätigt die Einschätzung und zeigt, dass Handlungsbedarf besteht.

Die Matrix fasst dieses Ergebnis nochmals anschaulich zusammen.

Die Frage bleibt: Wie kann man die Zufriedenheit zuverlässig erfassen, ohne einen großen Aufwand zu verursachen?

Vorsicht bei Mitarbeiterumfragen!

Zunächst möchte ich auf zwei typische Risiken bei Mitarbeiterumfragen hinweisen:

Beispiel

Eine Umfrage enthielt rund 40 Fragen, darunter auch eine zur Parkplatzsituation. Bis dahin gab es keine Unzufriedenheit in diesem Bereich. Durch die Frage wurde jedoch ein Bedürfnis geschaffen und ein neues, unnötiges Problem aufgeworfen.
  • Risiko 1: Es werden Umfragen mit einer Vielzahl von Fragen verwendet. Dies führt dazu, dass die Mitarbeiter viel Zeit investieren müssen. Mit zunehmendem Zeitaufwand steigen aber auch die Erwartungen der Mitarbeiter an die daraus resultierenden Verbesserungen. Natürlich sollten die Ergebnisse in konkreten Maßnahmen münden, aber es ist wichtig, die Erwartungen nicht unnötig in die Höhe zu treiben.
  • Risiko 2: Oft werden Themen angesprochen, die vorher keine Relevanz hatten.

Das goldene Fragenpaar

Mein Vorschlag lautet, die Mitarbeiterumfrage so einfach wie möglich zu gestalten. Dabei reichen bereits zwei Fragen – eine quantitative und eine qualitative – völlig aus. Diese sollten anonym gestellt werden, um den Mitarbeitern die Freiheit zu geben, sich offen zu äußern, besonders in Bezug auf Themen, die sie sonst nicht ansprechen würden – sei es Kritik oder auch positives Feedback, das nie geäußert wurde.

Frage 1

Frage 1: Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie die Kanzlei als Arbeitgeber auf einer Skala von 1 bis 10 weiterempfehlen würden?
Diese indirekte Zufriedenheitsabfrage stammt ursprünglich aus der Messung der Kundenzufriedenheit und hat sich als sehr valide erwiesen. Antworten mit einer 9 oder 10 signalisieren hohe Zufriedenheit – das sind Ihre „Fans“. Eine 7 oder 8 steht für eine neutrale Haltung, bei der weder Begeisterung noch Unzufriedenheit dominiert. Alles zwischen 1 und 6 zeigt verschiedene Stufen der Unzufriedenheit an.

Frage 2

Frage 2 ist zweigeteilt und zielt auf die Ursachen für die erste Antwort.
Was gefällt Ihnen hier besonders gut? Was könnte hier verbessert werden?

Mit diesen Erkenntnissen können Sie rechnen

Durch diese Vorgehensweise erhält man in jedem Fall folgende Erkenntnisse:

  • Ein umfassendes Bild der allgemeinen Stimmung im Team
  • Konkrete Hinweise darauf, welche Aspekte besonders gut laufen und beibehalten werden sollten
  • Detaillierte Rückmeldungen zu Bereichen, in denen Unzufriedenheit herrscht
  • Nach mehreren Messungen: Daten über die Entwicklung der Mitarbeiterzufriedenheit im Zeitablauf

In der Praxis begegnen uns oft folgende Szenarien:

  • Das Ergebnis ist, wie erhofft, positiv, und es gibt ein paar einfache Verbesserungsvorschläge, die die Zufriedenheit weiter steigern können.
  • Das Ergebnis ist besser als erwartet, auch mit wertvollen Hinweisen zur Optimierung.
  • Das Ergebnis ist nicht gut, zumindest seitens eines signifikanten Teils der Belegschaft. Auch wenn das zunächst unangenehm ist, verhält es sich wie bei einer schlechten Diagnose: Es ist besser, das Problem zu kennen, um rechtzeitig Maßnahmen ergreifen zu können.

Auswertung abgeschlossen – Was folgt nun?

Ich rate dringend dazu, die Ergebnisse in einem internen Workshop zu besprechen. Bedanken Sie sich zunächst bei den Mitarbeitenden für ihre Teilnahme. Heben Sie die positiven Rückmeldungen hervor und zeigen Sie auf, welche Themenbereiche kritisch angesprochen wurden. Erarbeiten Sie anschließend gemeinsam Wege, wie man das Positive beibehalten und gleichzeitig die kritischen Punkte verbessern kann. Idealerweise ergeben sich daraus einige konkrete Maßnahmen, von denen ein Teil von der Führungsebene umgesetzt wird, während andere Schritte von den Mitarbeitenden selbst übernommen werden.

Fazit | Die Erfassung der Mitarbeiterzufriedenheit ist äußerst wertvoll. Sie liefert wertvolle Einblicke in die Aspekte, die gut funktionieren und selbst bei hohem Arbeitsaufkommen weiterhin Priorität haben sollten. Gleichzeitig erhält man wichtige Hinweise auf mögliche Ursachen von Unzufriedenheit, aus denen gezielte Maßnahmen abgeleitet werden können. Wenn die Belegschaft merkt, dass Probleme erkannt und aktiv angegangen werden, sendet das ein starkes Signal und kann dazu beitragen, Kündigungen zu verhindern.

Zum Autor | Zach Davis ist Experte für Kapazitätsengpässe, Zeitintelligenz und Mitarbeitergewinnung in Kanzleien und Geschäftsführer der Simple First Consulting GmbH.

AUSGABE: KP 2/2025, S. 31 · ID: 50202370

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