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ABC der Abrechnung„P“ – Präventionsleistungen

Top-BeitragAbo-Inhalt13.05.2024434 Min. LesedauerVon Dr. med. Heiner Pasch, Kürten

| Der männliche Patient ist gerade 65 Jahre alt geworden. Er kommt turnusmäßig zur Gesundheitsuntersuchung, zur Krebsfrüherkennungsuntersuchung, zum Hautkrebsscreening und – auf Empfehlung seines Hausarztes – auch zum Bauchaortenaneurysmen(BAA)-Screening. |

AAA-Grafik-Prävention.eps (© IWW Institut)
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© IWW Institut

Anamnese und Befund

Bekannte chronische Erkrankungen des Patienten sind COPD, arterielle Hypertonie, Hypercholesterinämie sowie eine Rhizarthrose beidseits. Es liegt die Dauermedikation mit LAMA/LABA/ICS, AT1-Inhibitoren, Atorvastatin vor, sowie Ibuprofen bei Bedarf. Für den Patienten ist ein etwas reduzierter Allgemeinzustand bei gutem Ernährungszustand feststellbar sowie eine geringe Ruhedyspnoe. Bei der Cor-Untersuchung werden leise Herztöne, jedoch keine sonstigen Geräusche vernommen. Der Blutdruck beträgt 155/80 mmHg, der Puls 80/min. Die Lunge verursacht ein leises Atemgeräusch sowie ein diffuses Brummen allseits und vereinzelt ein Giemen. Zu erkennen sind arthrotisch deformierte Daumengrundgelenke beidseits, jedoch ohne erkennbaren Erguss. Die Haut weist vereinzelte Naevi auf, die dermatoskopisch unauffällig sind. Genitale und der Enddarm sind ohne pathologischen Befund. Die Sonografie zeigt einen Aortendurchmesser im oberen Grenzbereich. 24-Stunden RR-Messung ergibt im Mittel einen Wert von 156/85 mmHg (maximal 180/90 mmHg) bei erhaltener Nachtabsenkung.

Die Spirografie enthält Zeichen der Obstruktion mit einer Einsekundenkapazität von 45 Prozent. Die Laborwerte weisen keine Infektzeichen auf, der Lipidstatus unter Therapie bewegt sich im Normbereich (Glukose: 106 mg/dl, Urin: o. B., IFOBt: negativ).

Diagnose und weiteres Prozedere

Bei dem Patienten wurden turnusmäßig die präventiven Untersuchungen entsprechend den vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) beschlossenen Richtlinien durchgeführt. Zudem wurde in diesem Jahr das Ultraschallscreening auf BAA durchgeführt, das bei jedem männlichen Versicherten ab 65 Jahren einmalig abgerechnet werden kann.

Alle präventiven Untersuchungen zeigten keine pathologischen bzw. verdächtigen Befunde. Die ebenfalls im Rahmen dieses Kontakts durchgeführte Verlaufskontrolle der COPD zeigte einen weiterhin stabilen Befund ohne Zeichen einer Exazerbation. Die Kontrolle der Langzeitblutdruckmessung zeigt erhöhte Durchschnittswerte, sodass die Therapie angepasst wurde.

Abrechnung

Der finanzielle Vorteil für die Vertragsärzte beim Angebot von bestimmten Präventionsleistungen für Kassenpatienten ist die extrabudgetäre Vergütung. Auf die hierzu angegebenen Vergütungsangaben können sich die Hausärztinnen und Hausärzte verlassen. Eine Budgetierung im Rahmen des Regelleistungsvolumens (RLV) oder auch des qualifikationsbezogenen Zusatzvolumens (QZV) greift hier nicht! Die im Koalitionsvertrag festgeschriebene und immer noch nicht umgesetzte Entbudgetierung spielt also hier keine Rolle. Ein Umstand, den Sie in Ihrer Praxis systematisch nutzen können! Auch in der GOÄ kommen Präventionsleistungen zum Tragen, entweder für gesundheitsbewusste Kassenpatienten als Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL, auch Selbstzahlerleistung) oder bei Privatpatienten.

EBM

Für die Gesundheitsuntersuchung wird die EBM-Nr. 01732 und zusätzlich Nr. 32880 (Urinteststreifen) abgerechnet, für die Krebsvorsorgeuntersuchung die Nr. 01731 und für die Ausgabe des iFOBT die Nr. 01737. Das Hautkrebsscreening ist mit der Nr. 01746 (neben der Gesundheitsuntersuchung), das BAA-Screening mit den Nrn. 01747 (für die Beratung) und 01748 (für die eigentliche Sonografieuntersuchung) berechnungsfähig.

Zusätzlich zu den Abrechnungspositionen für die präventiven Untersuchungen konnten auch die Nrn. 03000 und 03220 abgerechnet werden, da zusätzlich auch eine kurative Behandlung erfolgte (Spirografie [Nr. 03330], 24-Stunden-RR-Messung [Nr. 03224] sowie therapeutische Maßnahmen).

EBM

Punkte

Honorar*

Leistung

Prüfzeit **

Bemerkungen***

03004

148

17,66

Versichertenpauschale (65. Lebensjahr)

11 Min./QP

Altersabhängig, einmal im BHF: EDV-Eingabe „03000“

03220

130

15,51

Chronikerpauschale I

8 Min./QP

Beim ersten persönlichen APK

01731

144

17,18

Krebsfrüherkennungsuntersuchung beim Mann

Min./QP

Ab 45 Jahre, jährlich

01732

326

38,90

Gesundheitsuntersuchung (GU)

15 Min./TP

18 bis 34 Jahre: einmalig Ab 35 Jahre: alle drei Jahre

01737

57

6,80

Abgabe iFOBT

k. A.

Testabrechnung nur durch LFA

01746

209

24,94

Hautkrebsscreening (neben GU)

10 Min./TP

Ohne GU: Nr. 01745

01747

82

9,79

Beratung BAA-Screening

4 Min./TP

Nur bei Männern: ab 65 Jahre einmalig im Leben

01748

124

14,80

Sono BAA-Screening

5 Min./TP

03324

57

6,80

24-Stunden-RR-Messung

2 Min./TP

Mind. 20 Stunden Dauer

03330

53

6,32

Spirografie

2 Min./TP

Nur einmal pro Sitzung (auch bei Mehrfachmessung)

32880

0,50

Urinteststreifen im Rahmen der GU

k. A.

Nur neben Nr. 01732 abrechenbar

GOÄ

Im Rahmen der Prävention ist die Gesundheitsuntersuchung mit der Nr. 29 GOÄ und die Krebsfrüherkennung mit der Nr. 28 GOÄ abrechenbar. Hinzu kommen die Nr. 250 GOÄ für die Blutabnahme und die Positionen für die untersuchten Blutparameter als Einzelabrechnung (Nrn. 3562.H1 (Cholesterin), 3563.H1 (HDL), 3564.H1 (LDL), 3565.H1 (TG) sowie 3514 oder 3560 (Glukose). Ein Urinstreifentest kann neben der Nr. 28 GOÄ nicht abgerechnet werden. Da es in der GOÄ weder Positionen für das Hautkrebsscreening noch für die Beratung zum BAA-Screening gibt, ist die Nr. 29 GOÄ dann mit dem Faktor 3,5 berechnungsfähig. Anders als im EBM kann die Dermatoskopie einmal pro Sitzung abgerechnet werden (Nr. 750 GOÄ). Die Sonografie der Aorta wird mit der Nr. 410 GOÄ abgerechnet, bei massivem Meteorismus ebenfalls mit dem Faktor 3,5. Schließlich sind noch die kurativ durchgeführten Untersuchungen mit den Nrn. 654 (24-Stunden-RR-Messung) sowie den Nrn. 605 und 605a GOÄ für die Spirografie abzurechnen.

GOÄ

Punkte

Honorar*

Leistung

Bemerkungen

28

280

37,45

Krebsfrüherkennungsuntersuchung

Inkl. Urinstreifentest

29

440

58,99

Gesundheitsuntersuchung (GU)

3,5-facher Faktor bei gleichzeitigem Hautkrebsscreening u/o BAA-Screening

250

40

4,20

Venöse Blutabnahme

Auch neben Nr. 29 berechenbar

410

200

26,81

Sonografie, Aorta

Im Rahmen des BAA-screenings, Organ in der Rechnung angeben, evtl. Faktorsteigerung, z. B. bei Meteorismus

605

242

25,39

Spirografie

Immer kombiniert und nur einmal pro Sitzung berechenbar

605a

140

14,69

Flussvolumenkurve

654

150

15,74

24-Stunden-Blutdruckmessung

Mind. 18 Stunden Dauer

750

120

16,09

Dermatoskopie

Nur einmal pro Sitzung

Weiterführende Hinweise
  • AAA-Sonderausgabe „Präventionsleistungen in der Hausarztpraxis“ online unter iww.de/s10882
  • Informationen zum Thema Prävention bei der KBV online unter iww.de/s10802
  • Umfrage zum „Capitation“-Modell: Deutsche sehen größte Präventionskompetenz beim Hausarzt (AAA, online unter iww.de/s10801)

AUSGABE: AAA 5/2024, S. 17 · ID: 49999791

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