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PersonalmanagementMentoring als Schlüssel zur Stresssenkung beim Personal?
| ZFAs und solche in der Ausbildung leiden enorm unter ihrer Arbeitsbelastung. Das zeigte eine aktuelle britische Untersuchung und fragte, warum das so ist. Denn wer weiß, warum sein Personal gestresst ist, kann dem entgegenwirken. Mentoring scheint hier zudem eine hilfreiche Interventionsmaßnahme zu sein. |
Stress bei Zahnärzten bekannt
Zahnärzte sind zahlreichen Untersuchungen zufolge bei ihrer Tätigkeit Stress ausgesetzt [1–3]. Das äußert sich darin, dass sie u. a. unter Angstzuständen, Panikattacken, Depressionen, stressbedingten Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Alkohol- und Drogenmissbrauch leiden. Ursächlich dafür sind z. B. schwierige Patienten und deren Beschwerden, gesetzliche Vorschriften, Zeitdruck, finanzielle Sorgen. Da Behandler im Team arbeiten, ist es gerade in Zeiten des Fachkräftemangels wichtig zu wissen, wie es den Mitarbeitern geht, schließlich wirkt sich der vom Personal empfundene Stress auf deren Motivation und Leistung aus: ein negativer Kreislauf! Denn wenn Mitarbeiter stressbedingt kündigen und die Personalakquise so schwierig wie derzeit ist, bewirkt das wiederum bei den verbleibenden Mitarbeitern aufgrund von Mehrarbeit Stress.
Alle befragten Helferinnen gestresst
Die britische Untersuchung [1] befragte 61 Zahnarzthelferinnen (mit analoger Tätigkeit zu unseren ZFAs) und Zahnarzthelferinnen-Azubis mithilfe eines Online-Fragebogens sowie fünf in einem Interview zu dem von ihnen wahrgenommenen arbeitsbedingten Stress und ob eine Mentorenschaft ihnen beim Stressabbau helfen würde. Dabei zeigte sich, dass alle Befragten ihre Arbeit in der Zahnmedizin als stressig empfinden. Die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer (92 %) gab sogar an, im Laufe ihrer Karriere an einem Burn-out gelitten zu haben oder zu leiden. Die Teilnehmer waren der Meinung, dass die Arbeit in der Zahnarztpraxis geistig und auch körperlich mit hohem Druck verbunden sei. Die Ergebnisse zeigen, dass ihr Stress auf mehrere Faktoren zurückzuführen ist. Im Fokus stehen hierbei
- keine ausreichende Terminlänge (von 90 % der Befragten angegeben), undDie wichtigsten Stressoren
- Verspätungen von Patienten (46 %),
- unangemessenes Patientenverhalten (82 %), und
- mangelndes Selbstvertrauen (69 %),
- das Team (44 % u. a. aufgrund mangelnder Teamarbeit) und
- die Ausstattung/Geräte (46 %).
- Zudem äußerten 85 Prozent der Teilnehmer, aufgrund zu langer Arbeitszeiten bis 18 Uhr und eines nur 4-wöchigen Jahresurlaubs keine ausgewogene Work-Life-Balance zu haben.
Insbesondere die geringe Wertschätzung durch Zahnärzte und Patienten bzw. deren mangelndes Verständnis darüber, welchen Druck Zahnarzthelferinnen verspüren, sowie die Folgen einer mangelnden Kommunikation mit den Kolleginnen am Empfang (fehlende Rückmeldung über wartende Patienten, Doppelbuchung von Terminen) empfinden die Befragten als stressig. Als Stressauslöser wurden auch die gesetzlichen Vorschriften/Auflagen genannt. Insgesamt fühlen sich Zahnarzthelferinnen als unterbewertet, was sich ihrer Meinung nach auch in den Gehältern widerspiegelt.
Ihr mangelndes Selbstvertrauen führen die Befragten auf mehrere Aspekte zurück. Zum einen bemängeln sie, dass sie in der Ausbildung keinen Umgang mit Stress gelernt haben, obwohl der Kontakt mit Patienten nicht zuletzt aufgrund deren Nervosität anstrengend sei. Zum anderen sind sie unsicher in Bezug auf ihre Schnelligkeit in der Arbeitsausführung und ob sie von Zahnärzten und Patienten gemocht werden. Angebotene Schulungen zu Stressmanagement und psychischer Gesundheit könnten hier ein Lösungsansatz sein.
Mentoring zur Stressbewältigung
Ein Mentor steht für Fragen und Diskussionen zur Verfügung, betreut den Mentee und gibt ihm Ratschläge. 95 Prozent der Befragten denken, dass ein Mentor hilfreich wäre, dem Stress zu begegnen. Das verwundert nicht, weil die Befragten auch angeben, dass eine Möglichkeit der Stressbewältigung für sie wäre, mit einer „richtigen Person“ zu reden, die ihren Beruf vollständig versteht. Das deckt sich mit früheren Studienerkenntnissen an Zahnärzten [4]. Dabei ist für die Teilnehmer entscheidend, wer der Mentor ist – er sollte nicht der Praxisinhaber sein, da sie dann Sorge hätten, beurteilt oder als inkompetent eingestuft zu werden.
Fazit | Auch wenn sich diese Studie auf die britischen Arbeitsbedingungen bezieht – ZFAs bzw. ZFAs in Ausbildung leiden unter arbeitsbedingtem Stress. Mentoring kann in diesem Kontext eine erfolgreiche Exit-Strategie sein. Insbesondere wenn Mentoring innerhalb der Berufslaufbahn früh- und rechtzeitig eingesetzt wird, kann es die Stressauswirkungen bei Mitarbeitern senken und möglicherweise deren Kündigung (und gänzliche Abwanderung aus dem Beruf) verhindern. Die Studienerkenntnisse sollten auch als Anregung verstanden werden, im Praxisalltag einmal mehr einen Blick auf die Bedürfnisse seiner Mitarbeiter zu werfen und ggf. korrektiv einzugreifen. |
- [1] Williams M, Cook N, Krysmann M. Do dental nurses and trainee dental nurses suffer from job-related stress and could mentorship help them to cope with that stress? Br Dent J (2025). doi.org/10.1038/s41415-024-8229-3.
- [2] Collin V, Toon M, O‘Selmo E, Reynolds L, Whitehead P. A survey of stress, burnout and well-being in UK dentists. Br Dent J. 2019 Jan 11;226(1):40–49. doi.org/10.1038/sj.bdj.2019.6.
- [3] Larbie J, Kemp M, Whitehead P. The Mental Health and Well-being of UK Dentists: A qualitative Study. British Dental Association 2017. Abrufbar unter iww.de/s14281.
- [4] Williams M. What are dental professionals‘ perceptions of stress and its triggers in dentistry; is it perceived that mentoring could help? BDJ Team 2022; 9: 48–51. doi.org/10.1038/s41407-022-1684-2.
AUSGABE: ZP 9/2025, S. 15 · ID: 50515347