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PersonalEs muss passen: So rekrutieren Sie Bewerber mithilfe von Anforderungsprofilen
- Führungsfertigkeiten bedeuten, dass Führungskräfte Vorbild sind, Mitarbeiter richtig einschätzen können und ihren Fähigkeiten entsprechend fördern, Aufgaben delegieren und ergebnisorientiert handeln.
| Laut aktueller Fachkräfte-Engpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit gehören ZFA zu den Engpassberufen (iww.de/s8550). Inhaber von Zahnarztpraxen sind froh, auf ihre Stellenanzeigen überhaupt Bewerbungen zu erhalten. Stellt sich allerdings heraus, dass die neue Mitarbeiterin nicht zur ausgeschriebenen Stelle oder ins Team passt, muss die Position neu besetzt werden. Um Fehlbesetzungen möglichst zu vermeiden und um die am besten geeignete Person zu rekrutieren, sollte im Vorfeld einer Stellenausschreibung ein Anforderungsprofil erarbeitet werden. |
Das Anforderungsprofil: gesuchte Merkmale und Eigenschaften
Ein Anforderungsprofil ist eine strukturierte Zusammenstellung sämtlicher Merkmale und Eigenschaften, die ein neuer Mitarbeiter für die zu besetzende Stelle benötigt. Dabei wird auch berücksichtigt, wie stark die einzelnen Merkmale ausgeprägt sein sollen, um die neue Rolle und die entsprechenden Aufgaben erfolgreich bewältigen zu können. Neben reinem Fachwissen und Berufserfahrung enthalten Anforderungsprofile auch wichtige Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie weitere überfachliche Eigenschaften, die Bewerber mitbringen sollten. Auch wenn das Erstellen eines Anforderungsprofils etwas Zeit kostet, zahlt es sich i. d. R. in mehrfacher Hinsicht aus, denn es bildet die Grundlage für eine Stellenanzeige, die dann gezielt die richtigen Bewerber anspricht. Außerdem dient das Anforderungsprofil als Basis für ein strukturiertes Bewerbungsgespräch und erleichtert die Personalauswahl.
Praxistipp | Ein konkretes Anforderungsprofil ist zwar für die meisten Positionen in der Zahnarztpraxis sinnvoll, sollte aber umso detaillierter sein, je höher die neu zu besetzende Stelle angesiedelt ist. So empfiehlt sich bei einer Praxismanagerin ein umfassenderes Anforderungsprofil als z. B. bei einer Stuhlassistenz. |
Fachwissen als Grundvoraussetzung
Die fachliche Eignung wird zum einen anhand von Zeugnissen über die Ausbildung oder das Studium und zum anderen durch Zertifikate über den Besuch von Seminaren, Fort- und Weiterbildungen nachgewiesen. Auch Erfahrungen, die im Laufe des Berufslebens gesammelt wurden, zählen zum Fachwissen. So wird ein Bewerber, der bereits mehrere Jahre mit einer bestimmten Praxissoftware gearbeitet hat oder eine Führungsposition innehatte, durch seine bisherige Tätigkeit Vorkenntnisse in diesem Bereich mitbringen.
Fähigkeiten und Fertigkeiten
Neben dem Fachwissen sind zahlreiche weitere Fähigkeiten und Fertigkeiten wichtig. Darunter werden angeborene und erworbene Kompetenzen – insbesondere analytische und konzeptionelle, soziale sowie körperliche Fähigkeiten – zusammengefasst. Diese sind viel komplexer als reines Fachwissen und unterscheiden sich je nach der zu besetzenden Position deutlich. So wird eine Führungskraft über andere Kompetenzen verfügen müssen als eine ZFA ohne Führungsverantwortung oder eine Rezeptionskraft.
Beispiele: Fähigkeiten und Fertigkeiten in der Zahnarztpraxis |
Analytische und konzeptionelle Fähigkeiten und Fertigkeiten:
Soziale Fähigkeiten und Fertigkeiten:
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Körperliche Fertigkeiten
Die körperlichen Voraussetzungen und Fähigkeiten für einen bestimmten Arbeitsplatz sind je nach Branche sehr verschieden. Und auch innerhalb der Zahnarztpraxis können die Arbeitsbedingungen je nach Position sehr unterschiedlich sein. Während Belastbarkeit, Ausdauer und Stressresistenz heute von fast allen Praxismitarbeitern erwartet werden, benötigt eine Praxismanagerin zusätzlich eine ausgeprägte Durchsetzungsfähigkeit und Kommunikatiosstärke, da sie viel anleiten und sprechen muss.
Überfachliche Eigenschaften
In diese Kategorie fallen zahlreiche Verhaltensweisen, individuelle Persönlichkeitseigenschaften, Interessen, Motive, persönliche Ziele, Einstellungen und Werte, die für eine bestimmte Position erforderlich sind. Die Liste dieser Eigenschaften ist unbegrenzt und enthält z. B. die überall geforderte Teamfähigkeit, aber auch Zuverlässigkeit, Flexibilität, Zielstrebigkeit, Lernbereitschaft, Gewissenhaftigkeit, Kreativität, Offenheit für Neues, Extraversion etc.
Praktische Erarbeitung eines Anforderungsprofils
Um ein möglichst realistisches Bild der zukünftigen Tätigkeiten und Verantwortlichkeiten zu erhalten, wird das Anforderungsprofil immer in Zusammenarbeit mit Fachexperten erarbeitet, insbesondere mit dem Praxisinhaber, der Praxismanagerin, den aktuellen Stelleninhabern, Inhabern vergleichbarer Stellen, zukünftigen Kollegen und Kooperationspartnern. Diese Personen haben die größte Erfahrung, was genau für die ausgeschriebene Stelle benötigt wird. Das Anforderungsprofil wird dann in drei Schritten erarbeitet.
1. Ist-Analyse
Zunächst wird eine Ist-Analyse durchgeführt, in der die Kernaufgaben und sonstigen Neben- bzw. Routinetätigkeiten der zu besetzenden Stelle erfasst werden. Die folgenden Fragen können Ihnen dabei helfen:
- Welche Stelle in der Praxis soll neu besetzt werden?
- Welche Kernaufgaben, Nebenaufgaben und Routineaufgaben müssen auf der Position/Stelle ausgeführt werden?
2. Anforderungen erarbeiten
Ausgehend von den Kern-, Neben- und Routinetätigkeiten wird nun abgeleitet, welche fachlichen und überfachlichen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten für diese Tätigkeiten erforderlich sind. Hilfreich ist dabei eine Checkliste, in die Sie alle notwendigen Informationen eintragen können. Sie kann anhand der folgenden Fragen ausgefüllt werden:
- Welche Qualifikationen/Abschlüsse werden für die Stelle benötigt?
- Welche Fähigkeiten, Fertigkeiten und überfachlichen Eigenschaften werden für die Ausübung der Stelle benötigt?
- Welche sozialen Fähigkeiten sind für die Stelle besonders nützlich?
- Welche Arbeitsbedingungen sind für die Position charakteristisch?
- Welche körperlichen Eigenschaften sind wichtig, um den Arbeitsbedingungen gewachsen zu sein?
3. Ausprägungen festlegen
Bei der Erstellung von Anforderungsprofilen besteht die Gefahr, dass sehr viele Anforderungen definiert werden, die in Summe von den zukünftigen Bewerbern nicht erfüllt werden können. Um dies zu vermeiden und zu verhindern, dass sich am Ende gar keine Bewerber melden oder neu eingestellte Mitarbeiter schnell überfordert sind, werden nun im dritten Schritt die gesammelten Anforderungen priorisiert. Dabei wird festgelegt, in welcher Ausprägung jedes einzelne Merkmal vorhanden sein soll. Dies kann z. B. auf einer dreistufigen Skala von 1 „muss unbedingt vorhanden sein“, 2 „sollte möglichst vorhanden sein“ bis 3 „kann vorhanden sein“ in einer Checkliste festgehalten werden.
Checkliste / Anforderungsprofil einer Praxismanagerin (Beispiel, Vorlage als Download: Abruf-Nr. 50187356) | ||||
Anforderungen | für konkrete Aufgaben | 1 (muss) | 2 (soll) | 3 (kann) |
Fachkenntnisse | ||||
Zusatzqualifikation | Praxismanagerin | ✕ | ||
Berufsabschluss | ZFA | ✕ | ||
Führungsseminar | Führen von Mitarbeitern | ✕ | ||
Berufserfahrung | Zwei Jahre Berufserfahrung als Führungskraft | ✕ | ||
Analytisch-konzeptionelle Fähigkeiten und Fertigkeiten | ||||
Problemlösungsfähigkeit | Einführen eines neuen Behandlungsangebots, Praxisabläufe koordinieren | ✕ | ||
Planungsfähigkeit | Aktionen planen | ✕ | ||
Entscheidungsfähigkeit | Einteilung des Dienstplans, Aufgaben an die richtigen Mitarbeiter delegieren | ✕ | ||
Soziale Fähigkeiten | ||||
Führungsfähigkeit | Mitarbeiter führen, ihre Stärken erkennen, sie weiterentwickeln | ✕ | ||
Kommunikationsfähigkeit | Feedback geben, Mitarbeitergespräche führen, Aufgaben verteilen, Entscheidungen kommunizieren, Austausch mit anderen Führungskräften, Kontakt zu Ärzten halten | ✕ | ||
Verhandlungsgeschick | Kommunikation/Verhandlung mit Lieferanten | ✕ | ||
Körperliche Fertigkeiten | ||||
Stressresistenz | Tage mit hohem Patientenaufkommen meistern, bei hohen Fehlzeiten die anderen ZFA unterstützen | ✕ | ||
Gute körperliche Konstitution | Langes Stehen im Behandlungszimmer | ✕ | ||
Überfachliche Eigenschaften | ||||
Zuverlässigkeit | Abrechnung fristgerecht einreichen, Rücksprache mit Praxisinhaber | ✕ | ||
Extraversion | Kunden/Patienten beraten, Teambesprechung leiten, Mitarbeiter motivieren | ✕ | ||
Flexibilität | Einspringen im Krankheitsfall, reagieren auf neue Arbeitsabläufe | ✕ | ||
Gewissenhaftigkeit | Überwachung der Datenschutzrichtlinien | ✕ | ||
Kreativität | Mitgestalten neuer Angebote | ✕ |
Praxistipps |
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AUSGABE: ZP 10/2024, S. 16 · ID: 50187289