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SchienenSemipermanente Schienung ≠ permanente Schienung

Abo-Inhalt19.12.20244 Min. LesedauerVon Jasmin Klecker, ZMV, Dent-K GmbH

| Der Zweck der Schienung entscheidet über den Abrechnungsweg. Man differenziert zwischen semipermanenter und permanenter Schienung. „Semi“ steht hierfür eine kurzzeitige Phase, die sich über ca. 4 Wochen bis zu 12 Monaten erstrecken kann – je nach Behandlungsziel auch länger. Grundsätzlich sollte jedoch eine praxisinterne Grenze zwischen dauerhafter und kurzzeitiger Schienung festgelegt werden. Idealerweise halten Sie dies in Ihrem Qualitätsmanagement (QM) oder Prozessmanagement fest, da Sie so gegenüber der privaten Krankenversicherung (PKV) Ihre Rechnungsstellung leichter verteidigen können. |

Die semipermanente Schienung

Die semipermanente Schienung ist in der GOZ im Teil H aufgeführt. Die Nr. 7070 GOZ beschreibt die semipermanente Schiene unter Anwendung der Ätztechnik, je Interdentalraum. Das Schienen der Zwischenräume erfolgt mit Kunststoff, ggf. wird die Schienung mit einem Draht oder ähnlichen Verankerungselementen verstärkt. Diese Art der Schienung ist nicht abnehmbar.

In der Leistungsbeschreibung wird die Ätztechnik genannt. Die Bundeszahnärztekammer vertritt die Meinung, dass weitere Maßnahmen zur adhäsiven Befestigung im Sinne eines Konditionierens zusätzlich berechnet werden können (Nr. 2197 GOZ). Die meisten Kostenerstatter vertreten jedoch eine anderslautende Meinung.

Ziel der semipermanenten Schienung sollte sein, die Schienung nach einer angemessenen Zeit wieder zu entfernen. Die Berechnung der Entfernung erfolgt über die Nr. 2702 GOÄ (Wiederanbringung einer gelösten Apparatur oder kleine Änderungen, teilweise Erneuerung von Schienen oder Stützapparaten sowie Entfernung von Schienen oder Stützapparaten, je Kiefer).

Semipermanente Schienung – Auswahlkriterien
Kriterien Auswahl für semipermanente Schienung
Nr. 7070 GOZ
abrechen- bar +/-
Schienung interdental in Adhäsivtechnik
+
Verwendung von Kunststoff
+
Nicht dauerhafte Tragedauer (semipermanent)
+
Dauerhafte Tragedauer (permanent)
-
Patientenwunsch als Alternative zur Extraktion
-
Schienung in Adhäsivtechnik auch über die Glattflächen hinweg
-
Verwendung von Teflonbändern,-gittern, -Drähten oder weitaus hochwertigeren Maßnahmen
-

Wie in der Tabelle bereits aufgeführt, gibt es unterschiedliche Techniken. Die meist hochwertigeren Behandlungstechniken sind häufig nicht Bestandteil der Leistungslegende der Nr. 7070 GOZ.

Analogabrechnung einzelner Arbeitstechniken

Die nachfolgend genannten Arbeitstechniken sind nicht Leistungsinhalt, jedoch aus zahnmedizinischer Sicht sinnvoll. Aufgrund der medizinischen Indikation sind diese Behandlungstechniken, obgleich sie den semipermanenten Techniken angehören, als Analogleistungen gemäß § 6 Abs. 1 GOZ zu planen.

Die Planung erfolgt nach den Planungsgrundsätzen der Analogie. Wir wählen eine selbstständige zahnärztliche Leistung der GOZ aus, die in Art, Kosten und Zeitaufwand gleichwertig ist. Folgende semipermanente Schienungen werden analog berechnet:

  • Schienung der Zähne einschließlich Glattflächen
  • Schienung der Zähne unter Verwendung von Retainer-Drähten und Teflonbändern zur Stabilisierung
  • Schienung der Zähne mittels eines individuell gefertigten Lingualbogens aus NEM oder PMMA

Merke | Die o.g. Arbeitstechniken können je nach Landeszahnärztekammer und Ausdehnung der Schienung auch von der o.g. Analogberechnungsempfehlung abweichen.

Gemäß § 10 Abs. 4 GOZ ist bei einer Leistung nach § 6 Abs. 1 GOZ die entsprechend bewertete Leistung für den Zahlungspflichtigen verständlich zu beschreiben (Hinweis: Beschreibung der neuen Leistung, die in der GOZ nicht existent ist) und mit dem Hinweis „entsprechend“ sowie der Nummer (gewählte Analognummer ohne „a“) und der Bezeichnung der als gleichwertig erachteten Leistung zu versehen (Hinweis: die Originallegende der gewählten Analogziffer oder eine verständliche und nachvollziehbare Kurzform vermerken).

Beispielhafte Behandlungsfälle

Behandlungsfall 1: Die klassische semipermanente Schienung ist in ihrer Honorargestaltung übersichtlich.

Beispiel einer klassischen semipermanenten Schienung Regio 33-43
Ablauf
GOZ/GOÄ Nr.
Eingehende Untersuchung und Beratung, ggf. Kostenvoranschlag
0010, Ä1 + ggf. 0030
Reinigung der Zähne vor der Schienung
6 x 4050 oder 6 x 1040
Adhäsive Befestigung
5 x 2197
Semipermanente Schienung
5 x 7070

Es ist jedoch anzumerken, dass eine „hochwertige“ semipermanente Schienung nicht das Ziel der reinen Honoraroptimierung verfolgt, sondern signifikante Vorteile bietet:

  • Weniger okklusale Störkontakte; ergänzend ist eine funktionsanalytische Behandlungsausrichtung denkbar.
  • Bessere Hygienefähigkeit.
  • Ästhetische Vorteile, da filigranere Arbeiten möglich sind.

Behandlungsfall 2: Hochwertige semipermanente Schienung mit patientenindividuell gefrästem PMMA-Lingualbogen über die Glattflächen hinweg.

Beispiel für eine semipermanente Schienung mit gefrästem PMMA-Lingualbogen Regio 33-43 über die Glattflächen hinweg
Ablauf
GOZ/GOÄ Nr.BEB 97
Eingehende Untersuchung und Beratung sowie Erstellung eines Heil- und Kostenplans, ggf. sind Planungsmodelle und Auswertung denkbar
0010, Ä1,0040 ggf. 0060
Klinische Funktionsanalyse und Dokumentation
8000
Weiterführende funktionsanalytische Maßnahmen nach Ermessen des Zahnarztes
8010 ff.
Optisch-elektronische Abformung des Ober- und Unterkiefers
4 x 0065XXXX Datensatz Anlage und Versand
Farbauswahl für zahnfarbenen Lingualbogen
0723 Zahnfarbenbestimmung I
Reinigung der Zähne vor der Eingliederung
6 x 4050 oder 6 x 1040
Eingliederung des Lingualbogens zur semipermanenten Schienung inklusive adhäsiver Verklebung über die Glattflächen hinweg
XXXXa 0732 Eingangsdesinfektion
XXXX Werkstück
konditionieren, ggf. ätzen
Fremdlaborkosten

Wie bereits erwähnt, lässt sich das oben beschriebene Vorgehen auch auf hochwertige permanente Schienungen übertragen und stellt eine gute Behandlungsalternative dar, die über die Zahnstabilisierung hinausgeht. Oft gibt es Gründe, weshalb ein Patient noch nicht bereit ist, sich zur Entfernung des gelockerten Zahnes zu entschließen. Solange eine Stabilisierung mittels permanenter Schienung nicht kontraindiziert ist, kann diese auch über die Analogabrechnung gemäß § 6 Abs. 1 erfolgen. Gepaart mit einer guten Einbindung in den Prophylaxe-Recall kann dies die Patienten-Arzt-Bindung und somit das Vertrauensverhältnis stärken.

Zeitaufwand und Schwierigkeit nicht unterbewerten

Generell ist anzumerken, dass Sie bei der Kalkulation der Arbeitsabläufe kritisch den Materialeinsatz sowie die Behandlungszeit prüfen sollten. Nicht nur im Hinblick auf die zu wählende Analogleistung und der zahntechnischen Chairside-Leistungen, sondern auch die Nr. 7070 GOZ verdient aufgrund der vielfältigen Arbeitsschritte eine kritische Bewertung der Schwierigkeit und somit einer leistungsgerechten Faktorbewertung.

AUSGABE: PA 1/2025, S. 6 · ID: 50205693

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