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Vertragsarztrecht
Abrechnungsbetrug! BGH klärt Pflichten der Vertragsärzte!
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ABC der Abrechnung„D“ – Darmkrebs
| Ein 58 Jahre alter Patient leidet seit etwa zwei Monaten unter rezidivierend auftretenden Durchfällen. Er berichtet, zwischendurch gelegentlich auch Verstopfung zu haben. |
Inhaltsverzeichnis

Der Fall
Insgesamt fühlt sich der Patient seit drei bis vier Monaten nicht mehr so ganz fit und leistungsfähig. Das Gewicht sei konstant und er könne keine Blutbeimengung beim Stuhl beobachten. Auch der Appetit sei zufriedenstellend. Für den Patienten sind die folgenden Vorerkrankungen bekannt: Hypertonie, Z. n. Cholecystektomie vor fünf Jahren, Ulcus ventriculi vor 20 Jahren. Der Patient nimmt ACE-Hemmer, bei Bedarf Ibuprofen wegen Kniebeschwerden bei bekannter Gonarthrose (etwa zwei- bis dreimal pro Woche).
Untersuchung
Der Patient zeigt einen mäßig reduzierten Allgemeinzustand, die Haut und sichtbaren Schleimhäute sind etwas blass. Das Abdomen ist weich, es ist kein Druckschmerz feststellbar. Die Leber und die Milz sind nicht tastbar vergrößert, die Darmgeräusche sind lebhaft. Eine rektale Untersuchung ergibt, dass kein tastbarer tumorverdächtiger Befund vorliegt, zudem befindet sich kein Blut am Fingerling. Die Prostata ist ohne Befund.
Eine Sonografie ergibt, dass ebenfalls kein sicher pathologischer Befund erkennbar ist. Bei der Koloskopie in 50 cm Tiefe ist ein kirschgroßer, nicht gestielter Polyp mit Blutungsresiduen erkennbar. Ansonsten sind keine Veränderungen bis zum terminalen Ileum feststellbar.
Ein MRT des Abdomens zeigt eine tumorverdächtige Veränderung im Sigmabereich. Eine diskrete Verkalkung in der Aortenwand liegt ebenfalls vor, ansonsten keine krankhaften Veränderungen. Zudem ergeben sich die folgenden Laborwerte:
- HB:11,3 mg/dl
- Ery: 3,9 Mio./µl
- BKS: 45 mm in der ersten Stunde
- CEA: 9,5 ng/ml
- Leberwerte im Normbereich
Diagnose
Aufgrund der Vorgeschichte und der durchgeführten Untersuchungen diagnostiziert der Hausarzt ein Sigma-Karzinom ohne aktuellen Nachweis von Metastasen. Nach ausführlicher Besprechung des Befunds weist er ihn dann ins Krankenhaus ein, wo der Tumor offen operiert wird. Sieben Wochen später stellt sich der Patient dann nach durchgeführter Anschlussheilbehandlung (AHB) wieder beim Hausarzt vor.
Abrechnung nach EBM
Beim Erstkontakt können die EBM-Nrn. 03000, 03220 und 03230 abgerechnet werden. Die Anmeldung beim Gastroenterologen zur Koloskopie erfolgt mit Nr. 03008.
Beim nächsten Kontakt werden die Nrn. 33042 und 03221 abgerechnet, zusätzlich erfolgt eine Blutabnahme. Nach Vorliegen sämtlicher Befunde und zwischenzeitlichem Konsil mit dem Gastroenterologen erfolgt dann eine ausführliche Beratung und Erörterung nach Nr. 03230 sowie die stationäre Einweisung. Die erste Kontrolle nach der Reha (neues Quartal) wird dann erneut mit den Nrn. 03000, 03220 und 03230 abgerechnet.
EBM-Position | Punkte | Honorar in Euro* | Leistung | Prüfzeit** | Bemerkungen*** |
03004 | 148 | 18,34 | Versichertenpauschale, 58-jähriger Patient | 11 Min./QP | Altersabhängig, einmal im BHF; EDV-Eingabe: 03000 |
03008 | 131 | 16,24 | Facharztvermittlung, Zuschlag zur Nr. 03000 | k. A. | Mehrfach im BHF bei Terminen bei unterschiedlichen Arztgruppen |
03220 | 130 | 16,11 | Chronikerpauschale I | 8 Min./QP | Beim ersten persönlichen APK |
03221 | 40 | 4,96 | Chronikerpauschale II | 2 Min./QP | Beim zweiten persönlichen APK |
03230 | 128 | 15,86 | Problemorientiertes Gespräch | 10 Min./TP | Je vollendete 10 Min.; auch mehrfach pro Sitzung |
33042 | 143 | 17,72 | Sonografie Abdomen | 7 Min./TP | Maximal zweimal im BHF |
* Orientierungspunktwert 2025: 12,3934 Cent
** TP = Tagesprofil; QP = Quartalsprofil; k. A. = keine Angabe
*** APK = Arzt-Patienten-Kontakt (EBM, Allg. Best.4.3.1); BHF = Behandlungsfall
Abrechnung nach GOÄ
Zunächst rechnet der Hausarzt bei der ersten Konsultation die Nrn. 3, 8 und 70 GOÄ ab. Am Tag der Diagnostik sind die Nrn. 410 GOÄ sowie dreimal Nr. 420 sowie Nr. 250 GOÄ berechnungsfähig. Hinzu kommen die in der Laborgemeinschaft durchgeführten Analysen des Abschnitts MII GOÄ. Für das Konsil kann die Nr. 60 GOÄ abgerechnet werden. Nach Diagnosestellung schließlich kann die Nr. 7 GOÄ und zusätzlich die Nr. 34 GOÄ angesetzt werden. Bei der ersten poststationären Kontrolle sind die Nrn. 3 und 7 GOÄ berechnungsfähig.
GOÄ-Position | Punkte | Honorar in Euro* | Leistung | Bemerkungen** |
1 | 80 | 10,72 | Beratung | Einmal neben Sonderleistungen ab Nr. 200 im BHF |
3 | 150 | 20,11 | Eingehende Beratung | Mindestens zehn Min. |
7 | 160 | 21,45 | Untersuchung Organsystem | Z. B. Thorax- oder Bauchorgane |
8 | 260 | 34,86 | Ganzkörperuntersuchung | Nicht neben Nr. 800 GOÄ berechnungsfähig |
34 | 300 | 40,22 | Erörterung lebensverändernde Erkrankung | Mindestens 20 Min. |
60 | 120 | 16,09 | Konsil | Direkt, telefonisch oder per Video-Call möglich |
70 | 40 | 5,36 | Kurze Bescheinigung, z. B. AU | Auch neben Nr. 3 GOÄ berechnungsfähig |
250 | 40 | 4,20 | Venöse Blutabnahme | Zusätzlich die Laborleistungen aus den Abschnitten MI und MII der GOÄ |
410 | 200 | 26,81 | Sonografie, erstes Organ | Organ in der Rechnung angeben |
420 | 80 | 10,72 | Sonografie, jedes weitere Organ, | max. dreimal pro Sitzung; Organe in Rechnung angeben |
* 2,3-fach bei ärztlichen Leistungen, 1,8-fach bei technischen Leistungen gemäß GOÄ
** BHF=Behandlungsfall
Abrechnungsvorschlag: „D“ – Darmkrebs | |||||||
Leistung | EBM | GOÄ | Anmerkungen*** | ||||
Position | Punkte | Euro* | Position | Punkte | Euro** | ||
Erstkontakt | |||||||
Versichertenpauschale, 58-jähriger Patient | 03004 | 148 | 18,34 | –***** | – | – | PC-Eingabe: „03000“ |
Hygienepauschale | 03020 | 2 | 0,25 | –***** | – | – | Automatisches Hinzufügen durch die KV |
Vorhaltepauschale | 03040 | 138 | 17,10 | –***** | – | – | |
NäPA-Pauschale | 03060 | 22 | 2,73 | –***** | – | – | |
Zuschlag zur 03060 | 03061 | 12 | 1,49 | –***** | – | – | |
Wirtschaftlichkeitsbonus | 32001 | 19 | 2,35 | –***** | – | – | |
Zuschlag zur 03220 | 03222 | 10 | 1,24 | –***** | – | – | |
Chronikerpauschale I | 03220 | 130 | 16,11 | –***** | – | – | Beim ersten persönlichen APK |
Eingehende Beratung | –**** | – | – | 3 | 150 | 20,11 | Nur alleine oder neben den Nrn. 4 ,5 ,6 ,7 ,8 ,800 und 801 GOÄ |
Ganzkörperuntersuchung | –**** | – | – | 8 | 260 | 34,86 | Wenn indiziert, auch mehrfach im BHF |
AU-Bescheinigung | –**** | – | – | 70 | 40 | 5,36 | Auch neben Nr. 3 GOÄ |
Weitere Kontakte | |||||||
Beratung | –**** | – | – | 1 | 80 | 10,72 | Nur einmal im BHF neben Sonderleistungen |
Symptombezogene Untersuchung | –**** | – | – | 5 | 80 | 10,72 | |
Venöse Blutabnahme | –**** | – | – | 250 | 40 | 4,20 | EBM: In VP enthalten; GOÄ: Zusätzlich Laborpositionen abrechnen |
Sonografie Abdomen | 33042 | 143 | 17,72 | 410 | 200 | 26,81 | EBM: KV-Genehmigung erforderlich |
420 | 80 | 10,72 | |||||
Ärztliches Gespräch (EBM) Erörterung (GOÄ) | 03230 | 128 | 15,86 | 34 | 300 | 40,22 | GOÄ: Maximal zweimal in sechs Monaten |
Konsil | –**** | – | – | 60 | 120 | 16,09 | Bei mehrfacher Abrechnung: Konsilpartner in Rechnung angeben |
Chronikerpauschale II | 03221 | 40 | 4,96 | –***** | – | – | Beim zweiten persönlichen APK |
Erste Kontrolle nach Anschlussheilbehandlung (neues Quartal) | |||||||
Versichertenpauschale, 58-jähriger Patient | 03004 | 148 | 18,34 | –***** | – | – | PC-Eingabe: „03000“ |
Chronikerpauschale I | 03220 | 130 | 16,11 | –***** | – | – | Beim ersten persönlichen APK |
Ärztliches Gespräch / Eingehende Beratung | 03230 | 128 | 15,86 | 3 | 150 | 20,11 | EBM: mindestens 10 Minuten |
Untersuchung Organsystem | –**** | – | – | 7 | 160 | 21,45 | z. B. Bauchorgane |
* Orientierungspunktwert 2025: 12,3934 Cent
** 2,3-fach bei ärztlichen Leistungen, 1,8-fach bei technischen Leistungen gemäß GOÄ
*** BHF = Behandlungsfall; APK = Arzt-Patienten-Kontakt; VP = Versichertenpauschale
**** Diese Leistung ist im EBM nicht gesondert berechnungsfähig.
***** Es gibt keine entsprechende Leistung in der GOÄ.
AUSGABE: AAA 3/2025, S. 17 · ID: 50324610